Dr. Eva Bucherer führte uns pointiert und praxisnah in die Realität der Kreislaufwirtschaft. Sie zeigte auf, was notwendig ist, um Mobiliar über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg intelligent zu nutzen.
Warum Kreislaufwirtschaft im Möbelbereich kein «Nice-to-have» mehr ist
Bis zu 90 % der Umweltauswirkungen eines Möbelstücks entstehen bereits in der Produktion.
In der Schweiz werden jährlich 500 Millionen Franken für neue Büromöbel ausgegeben, nahezu dieselbe Menge wird entsorgt, oft verbrannt.
Büromöbel werden im Schnitt nach 13 Jahren ersetzt, selten wegen Materialverschleiss – meist aus funktionalen, ästhetischen oder organisatorischen Gründen.
Ihr Fazit: Das nachhaltigste Möbelstück ist das, das nicht neu produziert werden muss.
Herausforderungen im zirkulären Möblierungsprozess
Bucherer zeigte klar auf, warum Wiederverwendung anspruchsvoller ist als der lineare Neukauf:
Fehlende Inventarisierung: Viele Unternehmen wissen nicht, was sie besitzen.
Planungsbarrieren: CAD-Daten fehlen oft, Bemusterung ist schwierig, Verfügbarkeit schwankt.
Erhöhter Koordinationsaufwand: Der Prozess ist iterativ, die Planung muss flexibel bleiben.
Chancen für erfolgreiche Kreislaufkonzepte
Bucherer sprach über die wichtigsten Aspekte, damit Kreislaufkonzepte erfolgreich sind:
Zeitloses, langlebiges Design, das mehr als einen Lebenszyklus ermöglicht.
Reparierbarkeit und modulare Konstruktionen statt Verklebungen.
Professionelle Aufbereitung: Reinigung, Reparatur, Umarbeitung – häufig mit erstaunlichen Resultaten.
Ästhetik im Fokus: Wiederverwendung funktioniert nur, wenn sie optisch überzeugt.
Besonders inspirierend waren ihre Beispiele, wie gebrauchte und neu kombinierte Möbel, kreativ weitergedacht oder völlig neu interpretiert werden können und damit hochwertige, zeitgemässe Arbeitswelten entstehen.
Digitalisierung als Beschleuniger
Bucherer zeigte eindrücklich, wie digitale Tools den Kreislaufprozess künftig vereinfachen:
3D-Modellierung aus Fotos in wenigen Minuten
Bilderkennungs-Tools, die Bestandsmöbel identifizieren
Planungsdaten direkt am Produkt hinterlegen, um sie länger nutzbar zu machen
Ihr Appell: Kreislaufwirtschaft funktioniert! Sie braucht aber Mut, Partnerschaften und neue Routinen.
Dr. Sarah Genner nahm uns mit in die Welt der generativen künstlichen Intelligenz und präsentierte mit Humor und Tiefgang die Chancen, Grenzen und Mythen rund um die Technologie, die aktuell unsere Arbeitswelt prägt.
KI ist mächtig, aber nicht magisch
Genner zeigte anhand zahlreicher Visualisierungsbeispiele, wie generative KI im Design-Kontext inspiriert, aber häufig auch skurrile Fehler produziert:
schwebende Möbel
unmögliche Perspektiven
falsch dargestellte Hände, Objekte oder Statiken
Fazit: Für Ideenfindung und Moodboards geeignet, für professionelle Planung heute nur sehr begrenzt einsatzfähig.
KI funktioniert nur mit menschlicher Vision
Ohne klare gestalterische oder konzeptionelle Richtung entstehen austauschbare Ergebnisse. Besonders produktiv zeigt sich KI im Programmieren, wo Tools wie GitHub Copilot oder Claude reale Effizienzgewinne bringen.
KI sorgt für den Wegfall von Arbeitsplätzen
Schlagzeilen warnen vom Verlust von 70 % der Aufgaben. Historische Parallelen zeigen jedoch, dass Technologie Tätigkeiten ersetzt und nicht den Menschen. Sprich Automatisierung führt langfristig zu mehr Produktivität und neuen Rollen.
KI ist eine Wahrscheinlichkeitsmaschine
Genner betont: KI ist eine Wahrscheinlichkeitsmaschine, keine Wahrheitsmaschine. KI fehlt, was die menschliche Intelligenz hat: Soziale Kompetenz, Selbstreflexion, Sinnorientierung, Kreativität, Haptik, Raumgefühl oder ästhetisches Empfinden. Gerade im Workplace-Design sind diese Fähigkeiten unersetzlich.
KI verändert auch Räume
Wenn Mitarbeitende mit KI «sprechen» statt nur zu tippen, entstehen neue Anforderungen an eine Arbeitswelt. Die Akustik, Zonierung, Kollaborationsflächen und digitalen Touchpoints müssen neu gedacht werden.
Genner schlägt daher einen neuen Worktype vor: den «AI Co-Worker», als Ergänzung zu Resident, Enthusiast, Remote und Nomad.
Ihr Schlussgedanke:
Nicht nur KI lernt, Menschen lernen ebenfalls. Und Lernen gehört laut Forschung zu den stärksten Quellen für Zufriedenheit.
